Kapitel 1: Zusammenarbeit, Kommunikation und Kooperation
1.3 Entwicklung des Sozialverhaltens
Das Verhalten eines Menschen gegenüber seinen Mitmenschen erkennt man
- an der Sprache, insbesondere der gesprochenen Sprache,
- an der Körpersprache, insbesondere der Mimik und Gestik sowie
- an seinen Handlungen im Rahmen des sozialen Miteinanders.
Menschen reagieren auf der Grundlage erlernter Verhaltensweisen in der Familie, der Schule, im Betrieb usw. und verinnerlichen dabei mehr oder weniger die Werte und Normen ihrer Umwelt. Diesen Prozess bezeichnet man als Sozialisation.
Menschen reagieren aber auch auf Grund nicht erlernbarer angeborener Reize. Diese instinktiven Verhaltensweisen beeinträchtigen die Berufswahl und Erfolgschancen im Beruf zum Teil sehr erheblich. Zum Beispiel wird ein Sternekoch nicht ohne einen sehr gut ausgeprägten Geruch- und Geschmackssinn auskommen, ein Dachdecker muss schwindelfrei sein und eine Designerin benötigt Gespür für kreative Form- und Farbgestaltung. Auch im Freizeitverhalten spielen instinktive Verhaltensweisen eine bedeutende Rolle. Erbanlagen können durch Förderung oder Verhinderung sowohl positiv als auch negativ wirksam werden, z. B. die Haltung zu aktiver sportlicher Betätigung:
- Lucas, 6 Jahre alt, Fußballer, Knabenmannschaft
- Vater Matthias, 45 Jahre alt, Fußballer, Trainer
- Großvater Klaus, 67 Jahre alt, Fußballer, Trainer, hauptberuflich Sportfunktionär
- Urgroßvater Hans, verstorben, Turner, Handballer, Trainer, Sportfunktionär
- Ururgroßvater Max, verstorben, Turner, Sportfunktionär
Wird die Entwicklung des Selbstwertgefühls vernachlässigt, kommt es im Alltag häufig zu Schikanen, zu Ausgrenzungen und zum Mobbing. Die Betroffenen können nicht bzw. nicht mehr die Leistungen erbringen, zu denen sie eigentlich in der Lage wären. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Unternehmen auch mit der Entwicklung des Sozialverhaltens der Beschäftigten auseinander setzen. Besonders das Betriebsklima ist ein Indikator, wie gut oder eben nicht so gut die Entwicklung, die Pflege und Steuerung des Sozialverhaltens gelingt. Zur Entwicklung, Pflege und Steuerung des Sozialverhaltens im Unternehmen eignen sich Mitarbeitergespräche, die Einflussnahme auf die Art der Kommunikation und Hilfsbereitschaft sowie die Einbeziehung der Mitarbeiter bei Erfolgen und Misserfolgen. Indikatoren bezüglich des Grades des Sozialverhaltens wie die Vertretungsbereitschaft, die Kollegialität und Loyalität, die Krankheitsquote, die Krankheitsdauer und die Fluktuationsrate sollten im Rahmen der Steuerung des Sozialisationsprozesses überwacht werden.
Unterschiedliche Arten von Störungen bei der Entwicklung des Sozialverhaltens wie z. B. Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen hemmen nicht selten die Persönlichkeitsentwicklung der Betroffenen. Werden sie nicht erkannt und psychologisch behandelt, sind die Beziehungen der Betroffenen zu ihren Mitmenschen geprägt von Unverständnis, von Vorurteilen und Missverständnissen.
Sozialisationsprozesse finden lebenslang statt. Man kann sie unterscheiden nach drei unterschiedlichen Lebensphasen:
- Die primäre Sozialisation findet in der Kindheit statt und wird stark von der Familie geprägt. Fehlende Zuwendung in dieser Phase kann zu schwerwiegenden Folgen für das künftige Sozialverhalten führen. Dazu gehören z. B. fehlendes Selbstwertgefühl, Misstrauen, Gefühllosigkeit und Rohheit anderen Menschen oder auch Tieren gegenüber.
- Die sekundäre Sozialisation findet im Jugendalter bzw. frühen Erwachsenenalter statt. Gesellschaftliche Regeln, Normen und Werte werden verstärkt aufgenommen, verinnerlicht, aber auch in Frage gestellt. Das Lernen, die Art der Erziehung, die Eltern oder andere Familienangehörige und Freunde spielen in dieser Phase der Entwicklung des Sozialverhaltens eine große Rolle.
- Die tertiäre Sozialisation findet im weiteren Verlauf des Lebens bis ins hohe Alter statt. Es finden Anpassungsprozesse im Beruf, in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis, im Club bzw. in Vereinen, bei der Ausübung von Hobbys u. a. statt, die der Betroffene vollziehen will oder muss oder sich selbst ausgrenzt.
Die Entwicklung des Sozialverhaltens im beruflichen Alltag bezieht sich besonders auf folgende Eigenschaften und Fähigkeiten: